Warum positives Denken nicht immer nur gut ist… und manchmal sogar gefährlich

Wenn positives Denken und Fühlen zum Zwang oder zur Verpflichtung geworden sind, ist es toxisches Verhalten. Und das kann gefährlich werden…

Nicht jeder Gedanke muss zwingend positiv sein, um gut und wichtig zu sein!

Das ist mein Fazit aus einer Zeit, als ich selbst (fast) zu weit gegangen bin. Es war in einer Phase, die mich mental an meine Grenzen gebracht hatte, in der ich tief unten war und unter starken Selbstzweifeln, Ängsten, Panik und Schlaflosigkeit litt. Und ich bereit war, nach jedem Strohhalm zu greifen, der auch nur ansatzweise Hilfe versprach. Und so ließ ich mich darauf ein:

👉 Denke immer nur positiv, dann wird sich dein Leben auch wieder positiv entwickeln. Ich umgab mich mit 24/7 mit Affirmationen, Visualisierungen, „High Vibes“, Optimismus und so weiter und so fort.

Zu Beginn fühlte sich das tatsächlich auch gut an. Es half mir anfangs, mich wieder gut zu fühlen, mir meiner Stärken bewusst zu werden, wieder aufzustehen. Deswegen kann ich bedenkenlos bestätigen, dass eine positive Grundeinstellung das Leben, für immer, verändert. … ABER: eben nur bis zu dem Punkt, an dem sie zur Verdrängung wird. An diesem Punkt wird es toxisch und für mich fühlte es sich auf Dauer einfach nicht stimmig an.

Der schmale Grat zwischen positivem Denken und toxischer Positivität

Was ist „toxische Positivität“?:

Es ist die Erwartung an sich selbst bzw. an andere, ständig gut drauf zu sein, gute Laune und „positive Vibes“ zu verbreiten, unabhängig davon, wie es einem wirklich geht.

Man sagt sich Dinge wie:

• „Alles ist gut.“
• „Es hat alles seinen Sinn. Du musst nur durchhalten.“
• „Du musst einfach loslassen. Fokussiere dich nur auf die positiven Dinge.“
• „Lächle und denk positiv!“
• „Wenn du nur überzeugt und lange genug positiv denkst und fühlst, kommt alles genauso, wie du es willst.“

Aber du fühlst: es brodelt enorm in dir! Es gab die Situationen, an denen sich diese Sätze nicht richtig anfühlten. Diese Situationen wird es auch in der Zukunft immer geben. Denn das Leben ist nun mal nicht nur Lächeln und „High Vibe“ und das ist auch gut so!

Warum?

Weil negative Gedanken, Sorgen, Ängste, Zweifel oder alte Wunden nicht einfach durch ein Lächeln oder eine positive Affirmation verschwinden. Sie warten darauf, dass du endlich hinschaust, dich mit ihnen beschäftigst, dich fragst, warum sie auftauchen, was sie dir sagen wollen, welche tieferen Ursachen sie haben und wie kann ich mit ihnen umgehen bzw. sie lösen kannst. Und so erkannte ich:

👉 Ich benutze Positivität, um mich vor unangenehmen Gedanken zu verstecken und Probleme zu verdrängen!

Wir brauchen auch negative Gedanken und Gefühle!

🧠 Negative Gedanken sind wie Warnlampen im Auto. Man kann sie überkleben, ignorieren oder abschalten. Aber das ändert nichts daran, dass etwas nicht stimmt.

Und genau das war es auch: Mir wurde bewusst, was an diesem permanenten positiven Denken und Fühlen nicht stimmig ist:

➡️ Ich kann keine Probleme lösen, wenn ich so tue, als wären sie nicht da.
➡️ Ich sabotiere mich und mein Wachstum, wenn ich mich nicht mit negativen Gedanken, Gefühlen, Ängsten oder Zweifeln auseinandersetze.

Echte Transformation beginnt mit Ehrlichkeit

Mir war klar: Ich muss alle diese unangenehmen und negativen Gedanken und gefühle zulassen und sie hinterfragen. Und damit begann meine echte Veränderung:

• Ich lernte, meine Ängste zu benennen.
• Ich entdeckte die wahren Ursachen hinter meinen Ängsten, Zweifeln, Sorgen und Blockaden.
• Ich suchte und fand Wege, sie zu lösen und ermöglichte mir damit echtes Wachstum.

Denn das Ziel ist nicht, dauerhaft positiv zu sein und den ganzen Tag zu lächeln. Das Ziel ist, authentisch zu leben.

Fazit: Der gesunde Umgang mit Gedanken

Ein „gesundes Mindset“ bedeutet nicht, alles Negative auszublenden. Es bedeutet, mit allem ehrlich zu sein, was in dir auftaucht. Positiv und negativ!

➡️ Lass deine Gedanken da sein.
➡️ Höre ihnen zu.
➡️ Frag dich, was sie dir sagen wollen.

Nur so wirst du wirklich wachsen.

👉 Was denkst du darüber? Hast du selbst schon toxische Positivität erlebt, bei dir oder anderen?

💬Ich freue mich auf deine Gedanken in den Kommentaren.

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